Kokosnüsse, Banku und wilde Kinder
Einen Monat bin ich nun in Ghana und es fühlt sich schon an, als wäre ich in Elmina zuhause. Hier bezog ich nach meiner Ankunft ein Zimmer in dem Haus, in dem auch Solomon, der Leiter von AIM Ghana wohnt. Anders als vorherige Freiwillige lebe ich somit nicht in dem Dorf Komenda, wo das Trainingscenter von AIM ist, sondern in der nächsten Stadt. Nachdem AIM den weltwärts geförderten Freiwilligendienst aus personellen Gründen aufgeben musste, waren bis zu mir keine Freiwillige hier, weshalb es die angemietete Sammelunterkunft nicht mehr gibt. Für mich bedeutet dies einerseits, dass ich viermal die Woche zu meinen Kursen fahren muss, was etwas an Zeit und Geld kostet, andererseits jedoch, komme ich somit in den Genuss von Solomons (für hiesige Verhältnisse) luxuriös ausgestatteter Küche und des weniger dörflichen Lifestyles der touristischen Kleinstadt Elmina.
Dienstags und Donnerstags fahre ich dann nach Komenda um den Kindern, denen in der Komenda Junior Highschool keine Computer zur Verfügung stehen, im Trainingscenter die Grundlagen der Arbeit am Computer nahe zu bringen.
Wir begannen mit den verschiedenen Funktionen der Maus, behandelten dann die Navigation in Ordnern und wie selbige gelöscht, kopiert, verschoben etc. Werden und sind nun bei einigen nützlichen Shortcuts bevor wir mit Word beginnen. Anfangs saßen noch zwei bis drei Kinder an einem Computer. Nachdem sie festgestellt haben, dass ich Spielereien neben dem Unterricht nicht dulde, ist die Gruppe auf die passende Größe von einer Person pro Computer herunterkondensiert. Neben dieser Reduktion ist wahrscheinlich meine Strategieänderung, alles gelernte stets als Tafelaufschriebe zuhause wiederholbar mitzugeben, verantwortlich dafür, dass wir langsam Fortschritte machen…
Mittwochs- und Freitags Nachmittage verbringe ich dann in der Essaman United Junior Highschool, wo ich mit den Kindern ein Filmworkshop durchführe. Zu Anfang gab ich eine Einführung was die Handlung eines Filmes braucht, sammelte einige Themen und hieß die Kinder als Hausaufgabe Geschichten zu diesen Themen zu schreiben. Danach bewerteten wir diese nach Interesse und Machbarkeit. Leider musste ich mich der demokratischen Entscheidung beugen, weshalb wir nun eine Diebeskomödie statt einer netten Geschichte aus einem Schüleralltag verfilmen.
Eine Zusammenarbeit mit möglichst flachen Hierarchien und viel Kommunikation halte ich in diesem Lernformat noch immer für die passendste, auch wenn ich lernen musste, dass diese stark pubertierenden Bälger selbst in diesem spaßigen Projekt ab und zu klare Linien brauchen. Nach einigem Chaos im Klassenzimmer sind wir nahezu dort angelangt, was ich eine angenehme Arbeitsatmosphäre nennen würde. Am Freitag haben wir mit dem Dreh der ersten Szene begonnen.
Das Ergebnis könnt ihr dann im Youtube-Kanal von AIM, oder in meinem Vimeo-Channel, wo es auch ein Making-Of für meinen Unterstützerkreis gibt, anschauen.
Neben diesen beiden Projekten wollte ich eigentlich auch ein Radioprojekt starten. Hier wollte ich eine kleine Gruppe von am liebsten Senior High Schülern in das durchführen von Radiosendungen einführen, wie ich es selbst im freien Radio Wüste Welle vor einem Jahr gelernt und seitdem durchgeführt habe. Ich bot an meine Zeit hier zu verlängern, falls eine solche Gruppe, die auch in den Ferien bereit ist Zeit zu investieren, zusammen kommt. Es sieht nun jedoch so aus, als ob ich meinen Dienst hier vor Ende der Vertragslaufzeit beenden werde, da der Computerkurs und der Filmworkshop wegen den Prüfungen und Ferien schon Anfang Dezember enden müssen und diesem Radioprojekt wie es scheint keine Chance mehr bleibt.
Da ich hier in Elmina, und auch in Cape Coast, der nächst-größeren Stadt, einen lieben Kreis an Freunden habe, würde mir hier auch ohne die Kurse sicher nicht langweilig. Doch die Visa Verlängerung wäre mit Kosten verbunden, die mir ein bloßes Rumhängen hier nicht wert sind.
Somit genieße ich die Zeit hier bis zum 10. Dezember und informiere euch in meinem nächsten Blog-Eintrag dann über die Entwicklung. Gerne könnt ihr auch auf meinem vimeo-vlog die bewegten Bilder meines Alltags hier ansehen.
Allen die einen selbstfinanzierten (oder einen geförderten, wenn diese wieder verfügbar sind) Freiwilligendienst hier in Erwägung ziehen kann ich dies jedenfalls empfehlen. Ein Bewusstsein darüber, dass dies hauptsächlich für die eigene Erfahrung geschieht und keine Weltrettungsmission ist, ist dabei jedoch unerlässlich.
von Pablo Flock