Auf Reisen

Auf Reisen

Während die Vorweihnachtszeit der Planung und Durchführung von Drehterminen gehörte, bei dem ich Interviews mit den verschiedensten Leuten führte, die jeweils auf ihre Art und Weise für mein Filmprojekt über Ghanas Energie-System und das Solar-Projekt Aims relevant sind, plante ich die Zeit zwischen den Jahren für persönliche Reisen ein. Da ich, neben der Arbeit für Aim, auch dem Entdecken neuer Orte hier in Ghana große Bedeutung beimesse, will ich euch gerne an meinen kleinen Reisen Ende Dezember und Anfang Januar teilhaben lassen.

 

Die Fahrradtour: Cape Coast – Komenda – Takoradi – Busua

Ein Freund aus Cape Coast und ich machen wir uns mit gemieteten Mountainbikes am ersten Weihnachtstag von dort aus auf den Weg. Während die Landschaft und kleinen Orte ansonsten auf einer Tro Tro Fahrt geradezu vorbeifliegen, nehme ich die Umgebung nun umso intensiver wahr. Nach einer Nacht in Komenda, geht es weiter nach Takoradi. Größtenteils entlang des Highways. Doch dank der Feiertage herrscht wenig Verkehr und der asphaltierte Weg neben der Straße ist einem guten Zustand, sodass wir zügig vorankommen. In Takoradi, der drittgrößten Metropole Ghanas, erwartet uns dann der alljährliche Karneval der Stadt. Die Menschen laufen verkleidet und musizierend durch die Straßen. Die vielen Gruppen enden alle vor einer großen Bühne, auf der am späten Abend einige berühmte Künstler Ghanas ihre Hits zum besten geben.Auf unserer letzten Etappe nach Busua finden wir einen Weg, der uns tiefer in die grüne Vegetation dieses Landes führt und mit seiner hügeligen Beschaffenheit ideal für unsere Mountainbikes ist. Das mir bereits bekannte Busua, bietet dann einen schönen Mix aus Entspannung und sportlichen Aktivitäten, wie Surfen, Fußball und Volleyball. Denn verrückt nach Sport sind sie allemal die Ghanaer.

 

Accra:

Gemeinsam mit Kofi, dem ehemaligem Music Mentor Aims und inzwischen gutem Freund, begebe ich mich für die Neujahrsfeierlichkeiten nach Accra. Der erste Eindruck eines wuseligen Ameisenhaufens, der sich mir bei meiner Ankunft in Ghana bot, bestätigt sich nun. Besonders Markt und Tro-Tro Station Kaneshies, Ein Stadtteil im Nordwesten Accras, welcher als Dreh- und Angelpunkt für Fernreisende aus den westlichen Regionen Ghanas dient, wirkt auf den ersten Blick vollkommen unübersichtlich. Doch wie überall in Ghana steckt hinter dem vermeintlichen Chaos ein System, welches durch die freundliche Mithilfe Ortskundiger verstehbar wird. In den folgenden Tagen finde ich mich immer mehr in dem öffentlichen Nahverkehrssystem zurecht, dass wie überall aus Tro-Tros und shared Taxis besteht. Während für andere Leute dieses vermeintliche Chaos der pure Stress bedeutet, fühle ich mich als Großstadtmensch in dieser Umgebung sehr wohl. Das Touristenviertel Osu, mit seiner Shopping und Spaßmeile der Oxford-Street, beeindruckt mich nicht sonderlich. Hingegen zieht mich das Art Center Accras, inmitten des Regierungs- und Geschäftszentrum, in seinen Bann. Direkt neben der John Evans Atta Miles High Street, benannt nach einem ehemaligen Staatspräsidenten Ghanas, der in seiner ersten Amtszeit im Jahr 2009 verstarb, liegt das Künstlerviertel. Die dreispurige Straße in beide Richtungen, säumen ansonsten Regierungs- und Geschäftsgebäude, sowie das nationale Wahrzeichen Ghanas: den Independence Arch. Das Art Center fällt dabei ziemlich aus dem Rahmen. Abgeschirmt von der großen Straße, taucht man in die Welt der Künstler ein, die auf dem Bazar Kleidung und Trommeln feilbieten und in den Gallerien ihre Werke austellen. Auch in den Genuss eines riesigen Pott Kaffees aus echten Bohnen (in Ghana eher eine Seltenheit), kommt man hier.

 

Kumasi:

Suni und ich folgen der Einladung eines Kumpels, Ihn in seiner Heimatstadt Kumasi zu besuchen. Mit seinen über zwei Millionen Einwohnern, ist sie die zweitgrößte Metropole Ghanas und Hauptstadt der Ashanti-Region. Benannt ist dieser Teil des Landes nach den Ashante, eines der historisch einflussreichsten Völker Westafrikas. Dank dem Goldreichtum, konstituierte sich das ehemalige Königreich früh als Macht in der Region. Die Vielzahl an kulturellen und musealen Einrichtungen zeugen vom Stolz der Ashante für ihre Historie. Und immer noch regiert ein König im „Ashante-Reich“, der über politischen Einfluss verfügt. Der erste Eindruck: Die Stadt strotzt nur so vor Grün. In vielen Teilen der Stadt bestimmen kleine und große Grünanlagen das Bild. Ebenso, dass für eine ghanaische Großstadt so typische Chaos, von Tro-Tros und Taxis kreuz und quer, sowie Essens-, Bekleidungs- und kleinen Schmuckständen allerorten. Der große Markt Kumasis übertrifft dabei jedoch in weitem, was mir bislang zu Gesicht bekam. Auf einer Fläche, so groß wie 11 Fußballfelder, erstreckt sich das Areal, auf welchem sich Verkäufer verschiedenster Waren an kleinen und großen Ständen zusammen finden. Logisch, dass es bei dieser riesigen Auswahl nicht nur alltägliches zu kaufen gibt. Schlangenhaut und Adlerflügel, Potenzmittel – chemisch wie natürlich – sowie getrocknete Eidechsen, werden auf den Auslagen feilgeboten. Einer Vielzahl dieser Gegenstände werden, spirituellen Glaubens nach, Heilkräfte für die verschiedensten Krankheiten zugeschrieben. Als wir uns fragen, welche geheimnisvolle Flüssigkeit sich in den braunen Fläschchen neben den erstarrten Eidechsen verbirgt, bekommen wir doch tatsächlich die profane Antwort: „Honig“ – hätten wir jetzt bei diesem Sortiment nicht erwartet -. Doch heilende Kräfte werden auch dem Honig nachgesagt. Und so kaufen wir eines der Fläschchen um ihn später mit einem Laib Brot genussvoll zu verzehren.
Nach diesen ereignisreichen Reisen in andere Regionen des Landes rief dann Komenda wieder, mit seinem Workshop und der Arbeit an meinem Filmprojekt.