Unterwegs mit der Kamera

Unterwegs mit der Kamera

Und schon wieder ging es auf Reisen, doch dieses mal beruflich. Für mein Filmprojekt besuchte ich gemeinsam mit Francis die Volta Region und das dortige Prestigeobjekt, den Akosombo Damm. Dieser zeichnet sich für ein Drittel der ghanaischen Energieversorgung verantwortlich und ist damit das größte Elektrizitätskraftwerk Ghanas. Darüber hinaus beliefert dieser und ein weiterer Damm flussabwärts, die Nachbarländer Burkina Faso, Togo, Benin und Elfenbeinküste mit Strom. Insbesondere die Belieferung von Strom an Burkina Faso wird als Ausgleich dafür verstanden, dass der Staat nördlich von Ghana, wo die drei Flüsse des Volta ihren Ursprung haben, nicht ein eigenes Wasserkraftwerk erbaut, welches die Leistung des Akosombo Damms erheblich beeinträchtigen würde. Der Name „Volta“ stammt im übrigen aus dem portugiesischen und bedeutet übersetzt soviel wie Biegung, Kurve oder Wendung. Portugiesische Goldhändler gaben dem Fluss im 15 Jhr. ihren Namen, und beschrieben damit wahrscheinlich die vielen Biegungen, die der Fluss vollzieht (eine andere Erklärung, sieht den Fluss als „river of return“, auf dem die Portugiesen nach der Erkundung des Landesinneren, eine Wendung vollzogen, um wieder gen Heimat zu fahren). Der durch den Damm entstandene Stausee ist, gemessen an seiner Fläche, der größte von Menschen erschaffene See weltweit. Der Damm selber ist hermetisch abgeriegelt. Nur mit einer bezahlten Führung war es möglich das Gelände zu betreten. Auch waren uns nur wenige Fotos während dieser Führung erlaubt. Für Filmaufnahmen hätten wir Wochen im Voraus einen Antrag einreichen müssen. Ebenso für ein Interview mit einem Verantwortlichen der Volta River Authority, in dessen Besitz sich der Akosombo Damm befindet, wäre ein Antrag nötig gewesen. Eine Erlaubnis kann nur über den Hauptfirmensitz in Accra erteilt werden. Bislang gestaltete sich die Reise in die Volta-Region nicht allzu erfolgreich. So beschloßen Francis und ich am nächsten Morgen nach Accra zu fahren um unser Glück vor Ort zu versuchen. Das Gebäude der Volta River Authority liegt in Sichtweite zu Independence Arch und -Square. Sein Innenleben: auf den ersten Blick kein Unterschied zu deutschen Bürokomplexen. In den klimatisierten Räumen und Fluren wuselten Frauen und Männer in schicker Bürokleidung hin und her; auf den Tischen stapelten sich die Akten; alles wirkte hochoffiziell. Bei einer streng wirkenden Dame legten wir unser Anliegen dar. Und das Glück des Tüchtigen war auf unserer Seite. Durch Freundlichkeit und Beharrlichkeit bekamen wir ein Interview mit einem Herrn, der uns in einem langen ausführlichen Gespräch vor der Kamera, Geschichte und Bedeutung des Akosombo Damms näherbrachte.


Zwei Wochen später ging es für die Dokumentation in die Metropolregion Sekondi-Takoradi. Takoradi ist in Ghana auch als „Oil City“ bekannt, da nicht weit von dem Ort entfernt große Ölvorkommen auf offenem Meer liegen, die in den letzten Jahren nach und nach erschlossen wurden. Der große Hafen Takoradis fungiert dabei als An- und Ablegestelle für Öl-Tanker die zu den Offshore-Plattformen fahren, welche täglich über 200.000 Barrel aus der Erde pumpen. Seit 2007 eines der größten Öl-Felder Ghanas, das Jubilee-Field westlich von Takoradis Küste, erschlossen wurde, ist der Reichtum in die Stadt eingezogen. Dies wurde bei einem Streifzug durch die südlichen Viertel ersichtlich: prachtvolle Villen, riesige Hotelkomplexe und feinste Golfanlagen reihen sich die Küste entlang. Doch der Reichtum erreicht längst nicht alle Bewohner Takoradis. Ganz im Gegenteil: steigende Preise für Nahrung und Wohnraum lässt viele Menschen vor Ort verzweifeln, so berichtete es uns Solomon Kusi Ampofo von Friends of the Nation (FoN). die „Civil Service Organisation“ mit Sitz in Sekondi, kümmert sich in der Region speziell um Menschen die aufgrund der Öl-Förderung leiden. Für die Dokumentation standen Sie uns bereitwillig für kritische Aussagen zur Verfügung. Kritik wurde nicht nur an den steigenden Lebenshaltungskosten und der unzureichenden Infrastruktur geübt, sondern insbesondere an den Einflüssen auf das Umweltgefüge vor der Küste. Gerade für die Fischer sei die Öl-Produktion ein tiefer Einschnitt in ihren Lohnerwerb. Die Stadt Sekondi erwuchs aus einem kleinen Fischerdorf, und nach wie vor leben hier viele Menschen von den Lebenwesen, die das offene Meer zu bieten hat. FoN ermöglichte uns den Kontakt zu einem der Fischer und Zutritt in den Hafen Sekondis, wo sich hunderte von Fischerbooten über die Bucht erstrecken und ein malerisches Postkartenidyll abgeben. Doch Idylle herrscht hier keineswegs. Die riesigen Ölplattformen, Pipelines und immer wieder auftretenden Lecks entziehen den Fischen, und damit auch den Männern und Frauen Sekondis, ihre Lebensgrundlage, wie uns Chairman der Fischer, George, eindrücklich erklärte.
Mit reichlich Filmmaterial aus den beiden Reisen war es mir nun möglich die Dokumentation fertig zu schneiden und sie zum Abschluss meines Freiwilligendienstes Freunden und Bekannten vorzuführen. Der Ort dafür war dabei der mir bereits sehr liebgewonnene Tarsman Spot, in Ayensudo, der mit entspannter Biergarten Atmosphäre und einer großen Leinwand perfekte Bedingungen für Vorführung und Abschluss meines Freiwilligendienstes bot.