Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Beinahe hätten schon die Sektkorken geknallt: Umgerechnet rund 3.000 EURO als Spende von einem ghanaischen Goldminen-Unternehmen (die hams ja…) wurden uns fest zugesagt von dem freundlichen Kontaktmann Emil. Damit wäre Bauschritt Nr. 1 abgeschlossen gewesen. Über unseren Bauaufseher lernten wir ihn kennen, durch die Firmenuniform und den Firmenausweis, den er trug, wirkte er sehr vertrauenswürdig. Nachdem er ausgiebig unser Grundstück, das Projekt, unser Team und unsere Projektbeschreibungen besichtigt bzw. studiert hatte (sowie dafür seine Aufwendungen/Fahrtkosten erstattet bekam) und unser Projektmanager Solomon eigens ein Bankkonto errichtet hatte (das Zeit und Geld kostete), war die klare zusage seinerseits: Seine Firma (Abosso Gold Mines Ltd.) ist bereit, das Geld zu überweisen.
Doch nichts geschah, mittlerweise war Jörn, unser deutscher Projektkoordinator, bereits wieder in Deutschland. Es bestand zwar weiterhin regelmäßig Kontakt zu Emil (Handyminuten in Ghana sind übrigens auch nicht ganz billig), Solomon reiste eigens zu ihm nach Tarkwa, wo die Goldminen sind. Auch ich nahm schließlich von Deutschland aus Kontakt zu ihm auf und kündigte mein Kommen an. Wir bekamen dann zahlreiche Geschichten zu hören (dies muss noch geschehen, jenes passiert noch, bald treffen wir dann die Manager…), Solomon konnte bei seinem Besuch auch nicht in die Büros der Firma gelangen oder mit irgendjemand anderem sprechen. Konkret verlangte Emil lediglich, diverse Beträge an ihn zu übergeben, damit wir damit unseren Jugendclub hier und da registrieren können oder andere Dinge damit bewirken können. Wir waren zum Glück schlau genug, darauf nicht einzugehen.
Schließlich nahmen Solomon und ich uns also die Zeit und fuhren, unangekündigt, zu den Goldminen und gleichzeitig dem Hauptquartier des Unternehmens. Dank gekonnten Auftretens und investigativen Fähigkeiten unseres Projektmanagers (Traumberuf: Journalist) gelang es uns,
von den Sicherheitsleuten an der Pforte in die Büros hereingelassen zu werden. Über die Vorgeschichte mit unserem Kontaktmann Emil sagten wir klugerweise nichts. Schließlich wurden wir von einem freundlichen Manager, der für den technischen Betrieb zuständig ist, empfangen. Der war nun leider die falsche Adresse, aber er gab uns bereitwillig Auskunft über die Kontaktdaten des für unser Anliegen zuständigen ‘Community Affairs Manager’, der leider außer Haus war.
Wo war nun Emil? Tja, von dem war weit und breit keine Spur. Dank des angesprochenen investigativen Gespürs von Solomon konnten wir mit ziemlicher Sicherheit herausfinden, dass er dort nicht bekannt ist. Ich hatte ihn vorher angerufen und ihm eröffnet, wir stünden vor seinem Büro. Er (wohl sichtlich überrascht) meinte, er sei gleich da… Das ist wohl das Ende der Geschichte mit Emil.
Fazit: Wir fangen wieder, was unser proposal angeht, mit dem wir bei den Goldminen um Unterstützung werben, bei Null an. Aber nun wissen wir, wie, wo und über wen wir gehen müssen. Nämlich nur direkt. Und wir waren weise genug, nicht auf einen Trickbetrüger reinzufallen (wir wissen beispielsweise von anderen, die ihm enorme Summen gegeben haben, um Aufträge zu erhalten).
Man muss also immer mit Bedacht und Vorsicht vorgehen, denn schwarze Schafe lauern einem leider auch in Ghana auf.
Think Positive!
Michael Stackelberg